Dürfen die Bürger bald nicht mehr mitreden?
Im Stadtteil geht die Sorge um, dass die Bürgerbeteiligung für die Entwicklung des Wohngebiets Wasserstadt Limmer zu kurz kommt: Demnächst soll der Bau von bis zu 1800 Wohnungen starten. Los geht es im ersten Bauabschnitt im Osten – und dort hat die Sanierungskommission Limmer nichts mehr zu melden.15
MÄRZ 2017
Dieses Teilstück gehört inzwischen nicht mehr zum Sanierungsprogramm „Stadtumbau West“. Auch der 2016 zeitweise ins Leben gerufene Runde Tisch diente nur der Vorbereitung für die ersten Baumaßnahmen. Das einzige lokale Gremium, das noch mitreden darf, ist der Bezirksrat Linden-Limmer. Und darin sehen viele ein Problem.
Der Bezirksrat habe viel zu viele Themen auf dem Tisch, monierte Cornelia Schweingel (SPD) in der jüngsten Sitzung der Sanierungskommission. „Wir brauchen schnellstmöglich ein neues Gremium“, forderte auch Uwe Staade von der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer.
Martin Zierke, Bürgervertreter in der Kommission, stellte seit Monaten immer wieder Anfragen zu Plänen rund um den Ausbau der Stadtbahnlinie nach Limmer und den künftigen Radwegeverbindungen. Die Antworten der Stadt blieben vage. Es gebe noch nichts Neues, ließ die Verwaltung mitteilen. „Das sind Pseudo-Antworten“, kritisierte Zierke. Auch der Vorstoß von Anwohnern und Politikern zur Entwidmung der Wunstorfer Straße als B 441 brachte bislang kein befriedigendes Ergebnis.
Die Idee: Die Bundesstraße soll nicht mehr mitten durch Limmer verlaufen – im Stadtteil hofft man auf eine Verminderung des Straßenverkehrs. Ohnehin wird der durch Tausende Wasserstadt-Neubürger zunehmen. Die Stadtverwaltung unterrichtete die Kommission zwar darüber, dass ein „streckenweises Tempolimit und eine Einengung der Fahrbahn“ möglich seien. Aber die Frage, ob die Entwidmung nun möglich ist oder nicht, ist noch immer ungeklärt.
Die Kommission hat noch drei Sitzungstermine in diesem Jahr; dann wird sie vermutlich aufgelöst. Das Sanierungsprogramm für Limmer endet dann auch offiziell. „Die Bürgerbeteiligung sollte weitergehen“, schlug Sid Auffarth, Bauhistoriker und Anwaltsplaner für die Bürgerinitiative, vor. Als Beirat oder als Runder Tisch könnte es auch weiterhin ein Gremium geben, über das sich Anwohner in die Entwicklungen auf dem Wasserstadtgelände einschalten können. Noch im Frühjahr will die Kommission entsprechende Vorschläge diskutieren.
"Die Bürgerbeteiligung sollte weitergehen."
Während noch immer offen ist, was mit den bislang erhaltenen Fabrikgebäuden wird, schreitet die Sanierung des denkmalgeschützten Conti-Turms voran. Die Entwicklungsgesellschaft WLEG von Investor Günter Papenburg hat die Vorbereitungen abgeschlossen. Das Fundament wurde in den vergangenen Wochen freigelegt; der 51 Meter hohe Turm ist eingerüstet. Gut 100 Jahre ist der Ziegelbau alt.
Bis Ende Juni soll er wieder im neuen Glanz erstrahlen, auch der originale Schriftzug auf dem Wasserbehälter wird restauriert. Die Kosten von rund einer Million Euro trägt nicht die WLEG, sondern die Stadt. Jetzt, wo das Baugerüst steht, läuft die detaillierte Begutachtung der Schäden. Aber jetzt schon ist klar, dass der Turm auf Jahrzehnte standfest ist. „Das war damals richtige Wertarbeit“, sagte WLEG-Bauingenieur Peter Tacke.
Der Turm war in den vergangenen Jahren oft das Ziel von leichtsinnigen Kletterern. Ein Bauzaun soll das jetzt verhindern. Hinzu komme eine rund um die Uhr laufende Überwachung durch ein Kamerasystem, sagte Tacke. Eine Sicherheitsfirma könne über Lautsprecher jeden ansprechen, der zum Turm wolle. „Bei Bedarf wird die Polizei alarmiert.“
Kritik aus Limmer wird allerdings auch wegen der mangelnden Absicherung der Conti-Altbauten laut. Die Türen und Fenster sind nur provisorisch verschlossen. Ein Umstand, der auch in der Sanierungskommission oft für Diskussionen sorgte. Nachbesserungen gibt es aber bislang keine.
Von Marcel Schwarzenberger
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