Laufen, Radeln und Schwimmen in der Wasserstadt

Wohnen am Wasser - dafür soll die Wasserstadt bald stehen. Doch das Areal am Kanal eignet sich auch perfekt für sportliche Großereignisse. Beim elften Mal sind mehr als 1750 Sportler auf dem Gelände zum Triathlon gestartet. Müssen sich die Veranstalter auf die Baustelle einstellen? Ein Blick auf die Strecke.

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JUNI 2017

Der Triathlon am Wasserstadt-Gelände hat einen ganz eigenen Charme. Die Sportler schwimmen durch die Kanäle am künftigen Wohngebiet und laufen direkt über die Baustelle. Organisator Peter Augath freut sich, dass die Arbeiten dort allmählich beginnen – und will die Teilnehmer bald durch das fertige Wohngebiet laufen lassen.

Als die ersten Starter in das Wasser des Stichkanals gleiten, kann Peter Augath einmal tief durchatmen. „Jetzt läuft alles“, sagt er erleichtert. Für ihn ist der Wasserstadt-Triathlon in Limmer alles andere als entspannt. Er ist nämlich Cheforganisator für den Veranstalter Trimindous UG. „Für mich ist das immer sehr stressig“, sagt er. „Aber ich kann nicht überall gleichzeitig sein.“

Seine Familie hat er mit involviert. „Meine Frau sitzt am Bürgertelefon, meine Tochter koordiniert die Helfer an der Radstrecke und mein 13-jähriger Sohn verteilt die Rundenbändchen beim Laufen“, erzählt Augath lachend. 140 Helfer sind am Sonnabend an den Strecken postiert und sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Triathlons. „Es ist jedes Jahr eine logistische Herausforderung, aber inzwischen sind wir alle ein eingespieltes Team“, sagt er mit ruhiger Stimme.

Beim Quadrathlon steigen die Sportler ins Kanu und messen sich auf dem Stichkanal – mit Ausblick auf die alten Conti-Gebäude. (Fotos: Oehlschläger)

Er selbst bezeichnet sein Sportevent als „ländlichen Triathlon am Stadtrand“. Vor allem die anspruchsvolle Langstrecke zieht aber auch Profis aus ganz Deutschland nach Limmer: Erst schwimmen die Sportler 3,8 Kilometer durch den Stichkanal, anschließend tauschen sie die Badekappe gegen einen Fahrradhelm. Dann führt der Rundkurs auf dem Fahrrad sechsmal bis nach Stemmen bei Barsinghausen und wieder zurück. Nach 180 Kilometern dürfen die Athleten absatteln, dann geht es zu Fuß weiter. Beim anschließenden Marathon wird viermal der Große Garten in Herrenhausen umrundet, bevor es am Leineabstiegskanal entlang und über das alte Conti-Gelände auf die Zielgerade geht.

Für Augath herrschen an der Wasserstadt demnach beste Wettkampfbedigungen. „Auch der Kanal ist für die Sportler super. Hier können sie beim Atmen immer das Ufer sehen und sich so im Wasser orientieren“, erklärt der Organisator. Dieser wird ein Stück weiter nördlich auch beim Quadrathlon genutzt: Hier paddeln die Sportler bei einer zusätzlichen Disziplin im Kanu an den Ruinen des alten Conti-Werks entlang. Auf dem Fußballplatz des TSV Limmer wird währenddessen kein Ball gekickt. Stattdessen herrscht großes Gewusel, denn die Anlage wurde zur Wechselzone umfunktioniert. Auch die Laufstrecke in der Volks- und Sprintdistanz führt hier entlang.

„Das sind super Wettkampfstrecken.“

Während Gabi Ohme in der Wechselzone noch ihr Fahrrad aufpumpt, ist ihr Mann Eckhard bereits im Wasser am Start. „Wir kommen seit vielen Jahren gemeinsam aus Lübeck hierher“, sagt die Teilnehmerin. „Das sind super Wettkampfstrecken.“ Trotzdem habe sich ihr Mann schon öfter darüber beklagt, dass sich auf dem Wasserstadt-Gelände seit mehreren Jahren nichts tut, erzählt sie. „Wir sind sehr gespannt, ob wir irgendwann über das fertige Wohngebiet laufen können“, sagt Ohme.

Das ist auch das Ziel von Organisator Augath. „Endlich passiert dort etwas und so langsam zahlt sich der Name aus“, sagt er. Das neue Wohngebiet soll nämlich auch den Triathlon noch attraktiver machen. „Unser Ziel ist irgendwann durch die komplett neuen Wohngebiete dort zu laufen.“ Bei der Entwicklung des Namens und Logos für den Triathlon 2007 habe dieses Ziel immer Priorität gehabt. Der Veranstalter möchte den Teilnehmern jedes Jahr die neuen Entwicklungen aufzeigen können. „In den letzten elf Jahren ist ja leider noch nicht so viel passiert“, sagt Augath. „Ich hoffe im nächsten Jahr können die Sportler Baufortschritte erkennen.“ Die Metamorphose von einem Industieareal zu einem modernen Stadtteil sei für viele Sportler jedes Jahr ein neuer Anreiz wiederzukommen.

Angefangen hat der Triathlon auch direkt an den alten Industriegebäuden. In den ersten Jahren 2007 und 2008 diente das Abbruchgelände als Kulisse für die Wechselzone. Viele Sportler hätten nicht verstanden, warum solch eine Veranstaltung neben heruntergekommenen Häusern stattfinden müsse. „Doch viele haben erkannt, dass die Gebäude und der Turm reizvoll sind“, freut sich der Organisator. Aus logistischen Gründen habe man sich entschieden, die Wechselzone sowie Start und Ziel auf das Gelände des TSV Limmer zu verlegen.

Arne Schiereck war bisher bei jedem Triathlon in Limmer dabei. Der 51-Jährige findet die Strecke, trotz großer Anstrengung auf der Langdistanz, optisch super. „Leider ist der Turm ja in diesem Jahr eingepackt“, sagt er. Die Laufstrecke auf dem zukünftigen Wasserstadt-Gelände sei eine besondere Herausforderung, denn durch den sandigen Boden habe man das Gefühl, durch eine heiße Wüste zu laufen. Die alten Conti-Gebäude lässt er links liegen, wenn er über die provisorische Baustellenstraße läuft. Die Zeichen der Zeit sind ihm dennoch aufgefallen. „Im Augenwinkel beobachte ich jedes Jahr, wie die Fassade brüchiger wird“, sagt er. „Das ist so nicht mehr schön.“

Industrieller Charakter soll erhalten bleiben

Der Chef des Triathlons ist dafür, die alten Fabrikgebäude zu erhalten. „Die haben einen tollen Charme“, sagt Augath. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob mit einer vernünftigen Kosten-Nutzen-Relation die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum noch möglich ist.“ Er wünscht sich, dass es dort in nächster Zeit einen Baufortschritt gibt. Wenn sie doch abgerissen werden müssten dann nur, wenn architektonisch ähnliche Gebäude gebaut würden, sagt er. Über die begonnene Sanierung des Conti-Turms freut sich Augath sehr. „Der ist einfach einzigartig“, schwärmt er. „Den zu erhalten, war die richtige Entscheidung.“

Dass die Bauarbeiten die Ausrichtung seines Triathlons gefährden könnten, befürchtet Augath nicht. „Es könnte sein, dass wir deswegen mal einen Streckenverlauf ändern müssen“, sagt er. „Wir sind da flexibel, solange wir irgendwann über das fertige Gelände laufen können.“ Er hofft, dass die zukünftigen Bewohner das Sportevent nicht als störend empfinden und die Teilnehmer mehr als einmal das neue Wohngebiet auf ihrer Strecke zu sehen bekommen.

Von Julia Polley

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