An diesen Punkten hakt es in der Wasserstadt

Ein tiefes Zerwürfnis zwischen Investor und Stadtverwaltung lähmt Hannovers größtes Wohnungsbauprojekt. Doch worum geht es bei dem Streit überhaupt?

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DEZEMBER 2018

Lange war es ruhig um Hannovers aktuell größtes Wohnungsbauprojekt, die Industriebrache Wasserstadt in Limmer. Jetzt ist sie wieder in den Fokus gerückt – aber nicht mit Fortschritten am Bau, sondern mit öffentlichem Streit.

Investor Günter Papenburg und Stadtbaurat Uwe Bodemann liegen beim Großprojekt über Kreuz. Doch worum geht es bei dem Streit? Und gefährdet er das Vorzeigeprojekt im Westen der Stadt? Im Kern geht es um drei Punkte: das Tempo bei der Bearbeitung von Bauanträgen, um die Abrissgenehmigungen für die belasteten Altgebäude und um die Sicherheit des Geländes.

„Ich will die Wasserstadt noch erleben“, sagt der 79-jährige Wasserstadt-Investor Günter Papenburg.

Seit 2002 engagiert sich Investor Papenburg auf dem 230 000 Quadratmeter großen Areal. Doch die Bauarbeiten haben immer noch nicht begonnen. Während Stadtbaurat Bodemann fordert, er wolle „endlich Kräne sehen“ und der Wohnungsbau beginnen, moniert Papenburg, dass die Stadt ihm ständig Steine in den Weg lege und Anträge zu langsam bearbeite. Er wird im nächsten Jahr 80 und sagt: „Ich will die Wasserstadt noch erleben.“ 1800 Wohnungen sollen entstehen für gut 3000 Menschen, doch immer wieder verzögert sich das Projekt. Die Wasserstadt Limmer Projektentwicklungsgesellschaft (WLEG) hat von Juni bis August vier Bauanträge für Teilbereiche des ersten Bauabschnitts eingereicht. Die Stadt aber hat bislang nur Teilgenehmigungen ausgestellt, was Papenburg nicht reicht für einen Hochbaustart. WLEG-Geschäftsführer Jörg Jungesblut drückt sich diplomatischer aus. Insgesamt laufe die Zusammenarbeit mit der Stadt auf Arbeitsebene konstruktiv. Man wünsche sich nur, dass Nachforderungen zu Bauanträgen gebündelt und zeitnah nach Einreichen der Anträge kämen – was man häufig hört von Bauherren in Hannover.

„Diese Gutachten zeigen eindeutig, dass eine Nachnutzung der Gebäude als Wohn-/Büro-/Geschäftsgebäude nicht tragbar ist.“

Wegen der Belastung durch Nitrosamine will Papenburg alle historischen Gebäude auf dem Gelände abreißen. Derzeit sind sie noch wichtig als Lärmschutz zur Bahnlinie, der Unternehmer aber lässt bereits eine Lärmschutzwand für 4 Millionen Euro bauen, so dass das Argument künftig entfällt. Für ein nicht denkmalgeschütztes Gebäude, das Haus 10, ist bereits der Abrissantrag gestellt und inzwischen auch mit Fakten zur Statik unterfüttert. Die Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer (BI) will die Altgebäude erhalten. Auf ihr Drängen hat die WLEG 2018 ein neues Gutachten erstellen lassen, das angeblich eine geringere Belastung zeigt als bisher angenommen. Doch die Grundlage ist wackelig: Selbst der Auftraggeber, die WLEG, stellt den Nutzen des Gutachtens infrage – denn gemessen wurde nur an den Fensterlaibungen und nicht im Innenraum. In einem Schreiben der Stadt heißt es zur Nitrosaminbelastung in den vorherigen Untersuchungen: „Diese Gutachten zeigen eindeutig, dass eine Nachnutzung der Gebäude als Wohn-/Büro-/Geschäftsgebäude nicht tragbar ist.“ Derweil fordert der Bezirksbürgermeister, den Bezirksrat künftig in die Vorgänge rund um das Großprojekt besser einzubinden. Dazu solle der Oberbürgermeister eine Einwohnerversammlung durchführen.

Ob Vandalismus oder Fotoshootings – die Conti-Ruinen in der Wasserstadt sind zwischenzeitlich zum Abenteuerspielplatz geworden. Weil auch viele Unfälle passierten, hatte die Stadt Papenburgvorgeworfen, nicht genügend für die Sicherheit auf der Baustelle zu tun und infolgedessen einen Wachdienst beauftragt. Zudem werden bis Dezember die Gebäudezugänge mit Holz verschlossen. Papenburgselbst hatte Jahre zuvor die Gebäude ebenfalls verriegeln lassen, allerdings ohne Erfolg, wie er sagt. Die Stadt halte das Vorgehen unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit weiterhin für richtig, sagt Stadt-Sprecherin Michaela Steigerwald. Die Verwaltung hat deshalb sogar für die monatlichen Kosten von 45 000 Euro Papenburgs Konto gepfändet. Papenburg wehrt sich dagegen, dieser Streit wird nun gerichtlich geklärt. Und der Unternehmer fühlt sich über den Tisch gezogen: „Obwohl Baudezernent Bodemann weiß, dass Gebäude 10 wegkommt, lasse er es noch vernageln“, sagt Papenburg. Die Kosten wolle der Baudezernent auf ihn abwälzen.

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