SPD hält Wohnungspreise in der Wasserstadt für Wucher
Die Wohnungen werden für viele kaum bezahlbar sein. Die SPD spricht von „Wucher“. Doch wer ist Schuld an den hohen Preisen?8.
Januar 2020
Auf dem Gelände der Wasserstadt Limmer wird endlich gebaut, doch die neuen Wohnungen werden sich Familien mit mittleren Einkommen kaum leisten können. Zwischen 5200 und 8000 Euro pro Quadratmeter kosten die 51 Wohnungen, die das Unternehmen Meravis jetzt vermarktet. Das sei „Wucher“, findet SPD-Fraktionschef Lars Kelich.
„Schuld an den hohen Kosten hat Grundstückseigentümer Günter Papenburg“, meint Kelich. Der fordere zu hohe Preise für die Grundstücke auf dem Wasserstadt-Gelände. „Herr Papenburg muss sich überlegen, wie er wieder Unternehmen ins Boot holt, die Wohnungen zu günstigen Preisen anbieten können“, fordert Kelich.
Tatsächlich hatte sich unter anderem das städtische Immobilienunternehmen Hanova aus dem Wasserstadt-Vorhaben zurückgezogen. Eigentlich wollte das Unternehmen auf dem Gelände 130 Wohnungen errichten, auch im mittleren Preissegment. „Wir sind mit dem Eigentümer zu keinem Preismodell übereingekommen“, sagte Hanova-Geschäftsführer Karsten Klaus damals gegenüber der HAZ.
Der Projektentwickler, die Wasserstadt Limmer GmbH von Günter Papenburg, betont, dass kein Bauunternehmer wegen hoher Grundstückspreise abgesprungen sei. Viel Geld habe man in Sanierung und Erschließung des Geländes stecken müssen, daraus resultiere ein Grundstückspreis von 730 Euro pro Quadratmeter. Das sei marktüblich, meint Jörg Jungesblut, Geschäftsführer der Wasserstadt GmbH. Die Kosten würden geringer ausfallen, wenn das Grundstück dichter bebaut werden könnte. „Bei einer um 20 Prozent höheren Ausnutzung würden nur etwa 600 Euro pro Quadratmeter im Wohnungspreis ankommen“, sagt er.
„Die Stadt sollte eine neue Förderung für den Bau von Wohnungen im mittleren Preissegment schaffen“
SPD-Fraktionschef Lars Kelich
Zudem sind die Bauunternehmen verpflichtet, 20 Prozent der Wohnungen zum Sozialtarif anzubieten. „Das ist für Investoren schon eine Herausforderung“, sagt Jungesblut. Letztlich müsse man sich klarmachen, dass diejenigen, die den vollen Mietpreis zahlen, jene subventionieren, deren Mieten deutlich unter dem Marktpreis liegen. „Wir planen jetzt so, dass man bei den Mietwohnungen durchschnittlich 13,50 Euro zahlt“, sagt Jungesblut.
Die CDU hält die Wohnungspreise in der Wasserstadt ebenfalls für zu hoch, sieht den Grund aber im Gegensatz zur SPD nicht allein in hohen Grundstückspreisen. „Die Stadt trägt eine Mitverantwortung“, sagt CDU-Baupolitiker Felix Semper. Die Vorgaben für Neubauten seien sehr hoch. So müssten neue Häuser in Hannover bei der Energieeinsparung um 25 Prozent über dem bundesweiten Standard liegen. Das bedeutet, dass Bauherren mehr Geld in Dämmung und besser isolierte Fenster stecken müssen. „Auch die Vorgaben der niedersächsischen Bauordnung wurden verschärft, etwa beim Brandschutz und der Barrierefreiheit“, sagt Semper. Das alles verteuere das Bauen. „Die Stadt sollte in Dialog mit der Wohnungswirtschaft treten und über Maßnahmen sprechen, wie mehr Wohnungen für mittlere Einkommen entstehen können“, sagt Semper.
Die SPD hat einen konkreten Vorschlag. „Die Stadt sollte eine neue Förderung für den Bau von Wohnungen im mittleren Preissegment schaffen“, sagt Fraktionschef Kelich. Bisher wird der Bau von Wohnungen unterstützt, die zum Sozialtarif von 5,60 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Kelich kann sich vorstellen, dass auch Mietwohnungen zum Preis von 8 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter in den Genuss städtischer Förderung kommen. Eine weitere Entlastung für Bauherrn verspricht sich die SPD von der neuen Stellplatzsatzung der Stadt Hannover. Durch sie wird die Zahl der Parkplätze reduziert, die Bauherren für neue Wohnhäuser vorhalten müssen. „Dadurch müssen weniger kostspielige Tiefgaragen gebaut werden“, sagt Kelich.
Von Andreas Schinkel
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