Wir wollen den Bürger mitnehmen

Als alleiniger Investor ist Günter Papenburg für den Bau der Wasserstadt verantwortlich. Ein Interview.

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AUGUST 2016

Die Unternehmensgruppe von Bauunternehmer Günter Papenburg ist als alleiniger Investor für den Bau der Wasserstadt verantwortlich – nachdem andere Firmen abgesprungen sind. Im Interview spricht er über skeptische Bürger, die Ruinen auf dem Gelände und den verseuchten Boden.

Herr Papenburg, seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten Sie daran, Wohnen in der Wasserstadt zu ermöglichen – und es kann gut ein weiteres Jahrzehnt dauern, bis alles fertig ist. Ist Ihnen das Projekt im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen oder hat es eher Ärger gemacht?
Eigentlich beides. Es waren viele Probleme zu lösen. Ich denke, wir sind da mit der Stadt auf einem guten Weg. Ende des Jahres rechnen wir eigentlich damit, dass wir mit den Erschließungsarbeiten beginnen können. Und im nächsten Jahr startet dann tatsächlich der Hochbau.

Und: Sind sie ein bisschen stolz?
Das ist schon was besonderes, so einen Stadtteil zu entwickeln. Ursprünglich waren ja mehrere andere Firmen beteiligt, etwa die Nord/LB-Tochter Nileg und auch Philipp Holzmann als Deutschlands größtes Bauunternehmen. Alle sind ausgestiegen, seitdem bin ich als alleiniger Investor verantwortlich. Das war nicht vorgesehen, aber wir haben die Herausforderung angenommen. Mir ist daran gelegen, dass wir ein Projekt entstehen lassen, dass nachhaltig ist und etwas besonderes für den Stadtteil Limmer.
Im alten Dorf Limmer gleich nebenan blickt man trotz langer Bürgerbeteiligung skeptisch auf das großangelegte Bauvorhaben.

„Wir wollen die Bürger mitnehmen. Es soll ja auch den Leuten gefallen.“

Können Sie das verstehen?
Ich glaube, die Bebauung ist gar nicht so dicht. Das wird sich im ersten Bauabschnitt zeigen. Wir haben dort viele Grünflächen. Ich denke, dass wir im Verhältnis mehr Grünflächen haben, als es im ganzen Stadtteil Limmer sonst üblich ist. Wir schaffen dort viel Freiraum für Freizeit.

Mal war die Rede von 650 Wohnungen, mal war geplant, 2000 Wohnungen für 5000 Menschen zu schaffen. Nun sollen es höchstens 1800 Wohnungen für 3500 sein. Ist das nun die beste Lösung?
Der Bedarf an Wohnraum ist groß. Der Zustrom in die Stadt ist nicht nur in Hannover, sondern insgesamt in den Großstädten da. Die Menschen wollen in die Großstädte, das hat sich während der Planungsphase zur Wasserstadt geändert. Wir passen uns da dem Trend an.

Aber hätten Sie nicht von einer dichteren Bebauung profitiert?
Wir sind mit dieser Entwicklung so wie sie jetzt ist einverstanden. So soll der ersten Bauabschnitt entstehen. Wir wollen die Bürger mitnehmen. Es soll ja auch den Leuten gefallen. Wir werden sehen, wie das angenommen wird. Die Nachfrage ist jedenfalls enorm groß dorthin zu ziehen. Und das ist schon mal erfreulich.

Wohnungen stehen noch nicht. Etwa 30 Millionen hat Papenburg nach eigenen Angaben aber bereits in die Sanierungsarbeiten auf dem Wasserstadtgelände investiert.

Sie selbst wohnen ja in der Wedemark – schätzen Sie das Landleben noch immer?
Natürlich! Wenn man sich dort über Jahre Eigentum aufgebaut hat, dann will man im Alter auch nicht nochmal umziehen. Obwohl meine Frau auch großes Interesse an einer Wohnung hier im Zentrum der Stadt Hannover.

Ach, dann ziehen Sie auch bald nach Hannover?
Naja, es könnte zumindest sein, dass ich mir in Limmer selbst eine Zweitwohnung nehme oder insgesamt hierher ziehe.

Wenn Sie dann hier im Garten Ihrer neuen Wohnung ein Loch graben wollen, darf das nicht zu tief werden, oder? Immerhin ist der Boden unter der neuen Erdschicht von zwei Metern noch immer kontaminiert.
Ach, das sind immer diese Vorurteile, die kursieren. Richtig ist: Das Wasserstadt-Gelände ist eine Industriebrache, die nach einem von den Umweltbehörden genehmigten Konzept saniert worden ist. Jeder Quadratmeter ist von Stadt, Region und privaten Ingenieurbüros geprüft. Die tieferliegenden Böden sind durch eine Signalschicht abgesichert, da graben Sie nicht versehentlich rein. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass dort eine hundertprozentige Sicherheit gegeben ist, die nicht zu Problemen führen wird.

„Kontaminiert? Die tieferliegenden Böden sind abgesichert, da graben Sie nicht versehentlich rein.“

Nun bleiben der Conti-Turm und auch einige alte Fabrikgebäude erhalten. Macht das Sinn?
Ganz ehrlich: Wir sind der Meinung, dass es besser gewesen wäre, das alles wegzunehmen. Die Stadt steckt jetzt eine Million Steuergeld in die Sanierung des Turms. Das halte ich für weggeworfenes Geld. Man hätte es besser in Schulen und Kindergärten stecken sollen. Aber das ist vom Rat so gewollt und beschlossen. Und wir halten uns daran.

Die öffentliche Hand hat ja auch sonst hohe Sanierungszuschüsse gezahlt. Können Sie abschätzen, wie viel Geld Sie selbst in dieses Projekt investiert haben?
Etwa 30 Millionen für die Sanierung.

Und wird sich der ganze Ärger denn am Ende auch lohnen?
Wir haben das Risiko getragen und hoffen natürlich, dass das am Ende für unser Unternehmen profitabel sein wird. In der derzeitigen Niedrigzinsphase ist die Bautätigkeit natürlich leichter umzusetzen. Aber wir denken eben auch, dass sich das Vorhaben durch den hohen Bedarf an Wohnraum am Ende lohnen wird.

Interview: Nils Oehlschläger

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