"Es darf nicht nur Wohnraum geben"
Harald Kiefer, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA), im Interview.4
JANUAR 2017
Herr Kiefer, bei vielen am Reißbrett geplanten Neubauquartieren fehlen Charme und Menschenfreundlichkeit. Was müssen Architekten beachten, damit das in der Wasserstadt anders wird?
Zunächst braucht es eine gewisse Bebauungsdichte und -höhe, damit Urbanität entstehen und Leben stattfinden kann. Und neben der sozialen Durchmischung ist auch eine Nutzungsdurchmischung wichtig, damit die Menschen sich wohlfühlen. Es darf nicht nur Wohnraum geben, sondern braucht auch Arbeitsplätze, Freizeitmöglichkeiten und Gastronomie wie Cafés oder Kneipen. Außerdem sollte es einen zentralen Platz geben.
Harald Kiefer, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA)
Die Bebauungsdichte ist ein umstrittener Punkt bei der Planung. Anwohner und die Bürgerinitiative fürchten, dass dort zu viele Menschen in zu großen Häusern leben. Im ersten Bauabschnitt wird es jetzt vor allem vier- und fünfgeschossige Gebäude geben.
Es ist immer gut, die Bevölkerung bei solchen Planungen zu beteiligen. Wir Fachleute haben eine ganz andere Sicht auf planerische Dinge, die Anwohner sehen sie viel konkreter. Eine Vier- und Fünfgeschossigkeit ist aber eine gute Höhe für Wohnraum – auch, um eine angemessene Dichte zu erreichen. Die Pläne der Wasserstadt sind für Hannover angemessen, weil wir hier viele Wohnhäuser mit vier oder fünf Stockwerken haben.
„Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir Zugänge zu Wasser und Wald nicht privatisieren.“
Ist es zeitgemäß, dass die Grundstücke keinen privaten Wasserzugang haben?
Sicher wäre es für eine Privatperson toll, wenn sie einen eigenen Steg mit Motorboot am Wasser hat. Aber das schließt die Allgemeinheit aus, die dann von der tollen Lage des Quartiers nichts hat. Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir Zugänge zu Wasser und Wald nicht privatisieren. Wenn das Ufer frei zugänglich bleibt, sorgt das auch für eine Belebung des Quartiers.
Interview: Isabell Rollenhagen
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