Wasserstadt erhält Auszeichnung für Nachhaltigkeit
Als erstes Wohnviertel Niedersachsens wurde die Wasserstadt mit der sogenannten Gold-Vorzertifizierung für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet - obwohl die Gebäude noch nicht einmal stehen.14.
November 2019
Noch streiten sie sich, was aus den Conti-Ruinen werden soll, doch in einem sind sich Bauunternehmer Günter Papenburg und Stadtbaurat Uwe Bodemann einig: Die Wasserstadt soll besonders nachhaltig gestaltet werden. Dafür wurde sie nun von der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet. Das Quartier sei sozial, ökonomisch und ökologisch zukunftsorientiert, erklärte Laudator Carsten Brenner, Geschäftsführer der Energydesign Braunschweig. Doch zur Nachhaltigkeit gehöre nicht nur der ein oder andere Grünstreifen: Die Wasserstadt hat noch mehr zu bieten.
Das Projekt entsteht auf einer bereits zuvor bebauten Fläche und nimmt daher keinen neuen Raum ein. Der Wasserkreislauf soll durch ein Regenwasserkonzept gedeckt werden und auch in Sachen Biodiversität wollen die Verantwortlichen in der Wasserstadt Neues gestalten. So sollen etwa die Gebäudedächer begrünt werden. Schon während der Bauarbeiten wurde auf die Natur geachtet: Ein Turmfalkenpärchen, dass eigentlich im Wasserturm zu Hause war, wurde umgesiedelt, um dem Baustress zu entgehen.
„Die Zertifizierung bekommt man, wenn man es dann gebaut hat.“
Nicht nur ökologische, sondern auch soziokulturelle Faktoren spielen in Sachen Nachhaltigkeit eine Rollen. In der Wasserstadt sollen feste Car-Sharing Plätze entstehen und auch das Fahrradfahren soll gefördert werden. Dafür soll es mehr Platz für die Zweiräder in den Tiefgaragen geben. Daneben sollen die Gebäude um 15 Prozent besser gedämmt werden, als vorgeschrieben – und auch in Sachen Logistik werden anscheinend neue Wege gegangen. Damit nicht alle Bewohner mit dem Auto in die Stadt fahren müssen, sollen Pakete geliefert werden. Dazu soll ein Verleih für Lastenfahrräder installiert werden.
Damit ist die Wasserstadt das erste Quartier, das eine Gold-Vorzertifizierung des DGNB in Niedersachsen erhält. Doch es handele sich eben erstmal nur um eine Vorzertifizierung, wie Jörg Jungesblut, Geschäftsführer der Wasserstadt Limmer Projektentwicklungsgesellschaft erklärte. „Die Zertifizierung bekommt man, wenn man es dann gebaut hat.“
Bis zur Umsetzung der Planungen ist es noch ein weiter Weg: 2021 sollen die ersten Wohnungen im Bauabschnitt 13 bezogen werden können, die Fläche ist derzeit noch eine riesigen Baustelle. Aber auch bei der Frage, ob das Stadtarchiv tatsächlich in die alten Conti-Gebäude zieht, bleibt es spannend. Laut Stadtsprecher Dennis Dix sei die Ausschreibung für das Stadtarchiv abgeschlossen. Ein entsprechender Vorschlag werde dem Rat noch in diesem Jahr vorgelegt.
Bereits Anfang Oktober hatte Bauunternehmer Papenburg der Stadt angeboten, die historischen Conti-Gebäude auf dem Gelände der Wasserstadt Limmer so zu sanieren, dass die Stadt dort ihr Archiv und die Museen ihre Depots unterbringen können. Nun habe er an der städtischen Ausschreibung teilgenommen, erklärte Papenburg am Rande einer Veranstaltung.
Die Stadtverwaltung sucht derzeit neue Räumlichkeiten für das Stadtarchiv. Das Gebäude in der Südstadt, in dem das Archiv derzeit untergebracht ist, entspreche laut Stadt nicht mehr dem heutigen Standard und habe einen hohen Sanierungsbedarf. „Ich wäre bereit diese Investition zu tätigen“, sagte Papenburg. Die Conti-Gebäude habe er bewusst über Jahre erhalten, das sei ihm also ein persönliches Anliegen. Dass Papenburg selbst nun doch die Conti-Gebäude erhalten möchte, kam bei seiner Ankündigung im Oktober überraschend. Zuvor hatte er gegen die Stadt Klage eingereicht, da sie ihm die Abrissgenehmigung für die Gebäude verweigerte.
Von Alina Stillahn
Das könnte Sie auch interessieren: