Wohnen in der Wasserstadt wird teuer
Jede vierte Wohnung wird eine Sozialwohnung sein - alle anderen kosten 15 bis 16 Euro pro Quadratmeter
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AUGUST 2018
In der geplanten Wasserstadt Limmer droht eine Preisexplosion. Ein Viertel der Wohnungen soll zum Sozialtarif vermietet werden, für den Rest sind enorm hohe Mieten im Gespräch. Die CDU kritisiert: „Es fehlen Angebote für mittlere Einkommen“.
?Wohnungen für arme Familien, Luxusapartments für Reiche, aber kaum Angebote für Menschen mit mittlerem Einkommen – in der geplanten Wasserstadt Limmer gerät die soziale Mischung in eine Schieflage. Wohnungen zum Sozialtarif zwischen 5,60 und 7 Euro pro Quadratmeter stehen teuren Apartments für 15 bis 16 Euro pro Quadratmeter gegenüber. „Es fehlen Angebote für mittlere Einkommen“, kritisiert CDU-Baupolitiker Felix Semper.
Die städtische Immobiliengesellschaft Hanova, Garant für bezahlbaren Wohnraum, hat sich aus der Wasserstadt zurückgezogen und will ihre 130 Wohneinheiten nicht mehr realisieren. „Wir sind mit dem Eigentümer zu keinem Preismodell übereingekommen“, sagt Hanova-Geschäftsführer Karsten Klaus. Die Ratspolitik ist frustriert. „Die Wasserstadt erfüllt unsere Erwartungen nicht“, sagt FDP-Baupolitiker Wilfried Engelke.
Bauen ist teuer auf der ehemaligen ContiIndustriebrache zwischen Leineabstiegskanal und Stichkanal Linden. Grundstückseigentümer Günter Papenburg hat viel Geld investiert, um das mit Schadstoffen belastete Gelände herzurichten. Dem Vernehmen nach liegen die Kosten pro Quadratmeter zwischen 700 und 750 Euro. Entsprechend hoch sind die Grundstückspreise. Zudem sind Bauunternehmen verpflichtet, 25 Prozent der neuen Wohnungen zum Sozialtarif anzubieten. Um das finanzieren zu können, wird der Rest der Wohnungen zu hohen Mieten angeboten. „Unter diesen Bedingungen ein gutes Mischungsverhältnis hinzubekommen, ist sehr schwierig“, sagt Hanova-Chef Klaus.
„Die Wasserstadt erfüllt unsere Erwartungen nicht.“
Die eigens gegründete, für die Entwicklung des Areals zuständige Wasserstadt Limmer GmbH spricht ebenfalls von einem hohen finanziellen Aufwand. „Die Herstellungskosten stellen uns vor große Herausforderungen“, sagt Geschäftsführer Martin Pietsch. Gesetzliche Vorgaben, Wünsche aus der Bürgerbeteiligung sowie städtebauliche und gestalterische Vorschriften und nicht zuletzt die derzeit enorm hohen Baupreise ließen die Kosten in die Höhe schnellen. Pietsch ist der Ansicht, dass es immer schwerer werde, in Neubaugebieten Wohnungen für mittlere Einkommen anzubieten. „Wir versuchen es trotzdem“, sagt er. Den Ausstieg des Unternehmens Hanova nimmt Pietsch gelassen. „Es gibt ein großes Interesse von Wohnungsunternehmen und Investoren an der Wasserstadt“, meint er.
Die CDU fragt sich, ob die Sozialwohnungsquote von 25 Prozent noch aufrechterhalten werden kann. Zudem kritisiert CDU-Mann Semper die gestalterischen Auflagen, die das Bauamt der Wasserstadt macht. „Das ist einer der Hauptkostentreiber“, sagt Semper. Die Stadt schreibt unter anderem vor, alle Gebäudefassaden in rotbraunem Klinker zu halten. Selbst Farbe und Beschaffenheit von Gehwegplatten sind festgelegt. Nach Informationen der HAZ ist die Produktion der farbigen Wegbeläge mit einem hohen technischen Aufwand verbunden.
Dennoch soll es auf der Brache vorangehen. Einige Bauanträge sind bereits eingereicht. Im Herbst sollen Baugruben ausgehoben werden, kündigt Pietsch an. Anfang kommenden Jahres gehe es mit Hochbauten los. „Die Wasserstadt wird entstehen“, sagt er.
Von Andreas Schinkel (Text); Fotos: Christian Behrens (Titelbild), Philipp von Ditfurth, Stefan Knaak Photography, Julia Polley und Carina Bahl
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