Fährt doch eine Stadtbahn zur Wasserstadt?
Die Region prüft jetzt doch wieder, ob das Neubaugebiet Wasserstadt in Hannover einen Stadtbahnanschluss erhalten soll. Verkehrsdezernent Franz rechnet jedoch mit langer Planungsdauer und hohen Kosten.5.
November 2019
Bekommt die Wasserstadt in Hannover doch noch einen Stadtbahnanschluss? Es ist zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen, wie der Verkehrsdezernent der Region Hannover, Ulf-Birger Franz, kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer verriet. Ein mögliches Szenario: Die Stadtbahnlinie 10 könnte über die Wunstorfer Straße in die Wasserstadt fahren.
Im vergangenen Jahr hatte die Region einen Stadtbahnanschluss der Wasserstadt noch ausgeschlossen. Zehn Varianten einer Anbindung hatte sie geprüft. Keines der Konzepte sei auch nur annähernd wirtschaftlich, sagte Dezernent Franz damals. Und ohne Wirtschaftlichkeit gibt es keine Förderung von Bund und Land. Nun macht die Region aber einen neuen Vorstoß.
Die Variante: Die Linie 10 wird über die Wunstorfer Straße in die Wasserstadt geführt. „Das ist unserer Auffassung nach die realistischste Variante“, sagte Franz. Die Haltestelle Brunnenstraße würde dadurch entfallen, die Linie 10 jedoch eine neue Haltestelle an der Einfahrt zum Neubaugebiet Wasserstadt erhalten, um dann wieder auf die alte Trasse zu schwenken. Damit könnte die Wasserstadt im siebeneinhalb Minutentakt an die Innenstadt angeschlossen werden.
Dieses Konzept habe laut Franz einen positiven, wenn auch noch keinen ausreichenden Wirtschaftlichkeitsfaktor. 0,73 betrage der Faktor, eigentlich brauchte es einen Wert von 1. Nun wolle die Region prüfen, ob das Infrastrukturprojekt umsetzbar ist. Dafür werde die Sache dem Verkehrsausschuss vorgelegt.
Franz rechnet mit Planungskosten von 50.000 bis 100.000 Euro. Dann werde geprüft, ob das Konzept überhaupt technisch realisierbar und wirtschaftlich sei. Mit einem Ergebnis rechnet er im ersten Halbjahr nächsten Jahres. Sollte die Stadtbahn wirklich gebaut werden, könnte das seiner Schätzung nach fünf bis zehn Millionen Euro kosten.
Doch bis dahin ist noch einiges zu tun. Die ohnehin schon stark ausgelastete Wunstorfer Straße würde durch eine Stadtbahnlinie weiter belastet. Das könne laut Franz zu erheblichen Behinderungen des Autoverkehrs führen. „Der Nachteil einer Stadtbahn-Variante ist, dass sie Platz frisst“, sagte er – und auch die Umsetzung wird noch einige Jahre dauern. „Von der ersten Idee muss man schon zehn Jahre rechnen“, erklärte Franz. Der Zeithorizont sei bei Stadtbahnen relativ lang.
Damit steht fest: Zunächst wird nur ein Bus die Wasserstadt anschließen können. Franz möchte daher die Linie 700 verstärken. „Es wird in der Anfangsphase nur mit Verstärkerbussen gehen.“ Warum dann nicht einfach beim Bus bleiben und sich einen komplizierten Stadtbahnanschluss sparen? Ein Bus wäre schließlich flexibler einzusetzen. Auch die Fahrzeit unterscheide sich laut Franz nicht groß von der Stadtbahn.
„Im Durchschnitt hat die Stadtbahn höhere Fahrgastzahlen“, erklärte Franz. Das läge wohl daran, das sie präsenter sei. Da gebe es auch eine psychologische Komponente, insbesondere bei der Wohnortwahl. Er schätzt, dass die Stadtbahn 20 bis 25 Prozent mehr Fahrgäste erschließt, als eine gut getaktete Buslinie.
Von Alina Stillhan
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