Bremsen Conti-Denkmale den Baufortschritt der Wasserstadt?
Politiker, Bürgerinitiative und Stadt wollen wissen, wie es mit den Altbauten auf dem Areal der Wasserstadt weitergeht – erst dann sollen die Planungen für zweiten Bauabschnitt starten.12.
März 2020
Die Frage nach Fortbestand oder Abriss der historischen Conti-Fabrikgebäude könnte den weiteren Zeitplan auf dem Gelände der Wasserstadt beeinflussen. Das wurde bei einer Anhörung des Bezirksrats Linden-Limmer zur Entwicklung des Neubaugebiets deutlich. „Eine sinnvolle Planung für den zweiten Bauabschnitt ist erst möglich, wenn das Schicksal der Altbauten abschließend geklärt ist“, sagte Eike Geffers, Vize-Vorsitzender der SPD-Bezirksratsfraktion. „Solange Investor Papenburg prozessiert, müssen die weiteren Planungen dort ausgesetzt werden“, forderte Geffers und erntete Zuspruch der Fraktionen. So sehen es auch die Stadt und die Bürgerinitiative (BI) Wasserstadt.
Bauunternehmer Günter Papenburg will die denkmalgeschützten Bauten, die seit rund 15 Jahren leerstehen, abreißen. Das Verwaltungsgericht hatte das im Dezember 2019 untersagt, nun will der Bauunternehmer in die nächste Instanz gehen. Die mit krebserregenden Nitrosaminen belasteten Gebäude stehen am Ufer des Stichkanals Limmer an sehr exponierter Stelle auf dem Teil des Geländes, das zum zweiten Bauabschnitt gehört. Die BI, die Bezirksratspolitiker und auch die Stadt setzen sich für den Erhalt der Bauten ein, die das Erscheinungsbild des Areals prägen. Das Gericht bestätigte das Abrissverbot der Stadt vor allem, weil die Projektentwickler Dirk Felsmann und Gert Meinhof Papenburg ein Kaufangebot und ein Konzept vorgelegt hatten, wie die Gebäude saniert und zu Wohnungen umgebaut werden könnten.
Bei der Anhörung vor rund 50 Teilnehmern erklärte Jörg Jungesblut, Geschäftsführer der Wasserstadt Limmer Projektentwicklung GmbH, er sehe keinen Zusammenhang zwischen den Planungen für den zweiten Bauabschnitt und den Altbauten. Die Fläche sei groß genug, um sie unabhängig von Abriss oder Erhalt zu beplanen. Zurzeit laufen die Bauarbeiten im ersten Abschnitt im Osten des Geländes, wo bis Ende 2023 rund 550 Wohnungen entstehen sollen. Jungesblut betonte, dass die Wasserstadt GmbH schnellstmöglich den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen möchte. „Jedes Jahr steigen die Baukosten um 10 bis 12 Prozent. Je länger wir warten, desto teurer wird es“, sagte er. Insgesamt sollen in der Wasserstadt 1800 Wohnungen für 3500 Menschen entstehen.
Das Baurecht muss die Stadt schaffen. Grundsätzlich sei das für den zweiten Bauabschnitt bis zum Jahresende 2021 möglich, erklärte Stadtplaner Hans-Heiner Schlesier. Die Bürgerbeteiligung könne im kommenden Herbst starten. Der Fachmann machte aber deutlich, dass für ein schlüssiges städtebauliches Konzept im fraglichen Teil des Geländes aus Sicht der Stadt die Zukunft der Altbauten feststehen müsse. Ob die weiteren Planungen für den zweiten Bauabschnitt solange ausgesetzt werden, muss der Rat der Stadt entscheiden. Jungesblut wiederum hält es dagegen auch für denkbar, zunächst an anderer Stelle weiterzuplanen. Allerdings dürfe auf längere Sicht nicht zu viel Baustellenverkehr durch dann schon fertige Teile des Neubaugebiets führen.
Papenburg hatte trotz des Abrissantrages noch eine andere Idee für die historischen Fabrikgebäude ins Spiel gebracht: Er wollte sie der Stadt anbieten, die neue Räumlichkeiten für ihr Archiv sucht. Aus Sicht der Verwaltung kam das aber unter anderem nicht infrage, weil das Wasserstadt-Gelände zu weit von der Innenstadt entfernt ist. Mittlerweile läuft die zweite Ausschreibungsrunde. Der Radius sei erweitert worden, erklärte Daniel Gardemin, der für die Grünen in Rat und Bezirksrat sitzt. Er plädierte dafür, dass die Stadt in dieser Frage noch einmal auf Papenburg zugeht.
Ein Haken dabei: Laut Ausschreibung ist auch ein Stadtbahnanschluss Bedingung. Die von örtlichen Politikern und der Bürgerinitiative seit Langem geforderte Anbindung der Wasserstadt ist aber bis auf Weiteres nicht in Sicht. Immerhin will die zuständige Region Hannover, wie berichtet, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um die Wirtschaftlichkeit einer Stadtbahntrasse zu prüfen; diese soll entlang der Wunstorfer Straße verlaufen und mit einem Schwenk über den früheren Conti-Parkplatz auf die bestehenden Gleise der Linie 10 Richtung Ahlem führen. Laut Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz kann eine Realisierung aber mindestens zehn Jahre dauern.
von Juliane Kaune
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