Blick von oben: So sieht die Wasserstadt AKTUELL aus
In etwas mehr als einem Jahr könnten endlich Bewohner in die Wasserstadt Limmer einziehen. Die ersten Gebäude werden bald fertig. Wir zeigen den Fortschritt, die Probleme und ungeklärte Fragen mit neuen Luftbildern.11.
Juni 2020
Gut 20 Jahre nach dem Abzug von Continental nimmt die Wasserstadt Limmer Konturen an. Lange lag das Gelände bis zum Beginn des Hochbaus im vergangenen Jahr brach. Ab Ende 2021 könnten aber die ersten Bewohner im größten innenstadtnahen Bauprojekt ihre Wohnräume beziehen. Das Quartier soll in zehn Jahren aus etwa 1800 Wohneinheiten bestehen, davon sollen 550 im ersten Bauabschnitt bis Ende 2022 fertig werden. Ein Blick auf die Halbinsel von oben zeigt, wo der Weg hingehen soll.
Im ersten Abschnitt des Großprojekts baut die Wasserstadt-Gesellschaft nach Angaben von Bauleiter Oliver Matziol derzeit auf vier Feldern parallel. Im vorderen Teil des Areals an der Wunstorfer Straße seien die ersten Rohbauten abgeschlossen. Hier entstehen insgesamt 57 Wohneinheiten, teils sozial gefördert, und fünf Reihenhäuser. In diesem Gebäudekomplex steht auch schon der erste Mieter fest: Eine Kita mit 105 Betreuungsplätzen wird im Erdgeschoss einziehen. Gleich daneben entsteht ein ähnlich großer Wohnblock, ebenfalls mit davor platzierten Reihenhäusern. Zwischen Herbst 2021 und Sommer 2022 werden die beiden Komplexe fertig.
Der Fortschritt ist an der Uferseite am deutlichsten zu sehen
Auf dem Baufeld an der langen Uferseite ist der Fortschritt am deutlichsten zu sehen – der gesamte Bereich entlang des Kanals soll verkauft werden. Derzeit baut hier die Immobilienfirma Meravis ihre ersten exklusiven Eigentumswohnungen, die schon bis zum fünften Geschoss gewachsen sind. Von dort aus hat man einen guten Blick auf den Leineabstiegskanal. Zwischen den Stützstreben sind bereits die Umrisse der künftigen Wohnung zu erkennen. Die Wohnung hier ist voraussichtlich im Sommer 2022 fertig.
Seit Mitte Dezember befindet sich das Bauprojekt mit dem Namen „Weitsicht“ in der Vermarktung. Das Angebot reicht vom 49 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Apartment bis zum 130 Quadratmeter großen exklusiven Penthouse. Die Preise liegen zwischen 5200 und 8000 Euro pro Quadratmeter, was mitunter zu Diskussionen in der hannoverschen Stadtpolitik geführt hat. Die Bauherren führen immer wieder die gestiegenen Baukosten ins Feld.
Auch Geschäfte ziehen ein
Im zentralen Teil sowie direkt an der Wunstorfer Straße entstehen überwiegend Mietwohnungen. Zudem gibt es erste Infos zur Versorgung der künftigen Wasserstadtbewohner: Neben einem Rewe-Markt soll eine Apotheke, ein Optiker sowie ein Hörgerätakustiker schnell erreichbar sein. Dazu werde es einen Blumenladen, eine Paketbox, einen Kiosk und einen Bankautomaten geben, sagt Jörg Jungesblut, Geschäftsführer der Wasserstadt-Gesellschaft. Zusätzlich soll ein Fahrradverleih einziehen. Außerdem ist ein Pflegeheim als zukünftiger Mieter bekannt. In der Mitte des Geländes (erster Bauabschnitt), auf dem sogenannten Sternplatz, soll ein kleines Bistro gebaut werden.
Während der Bau im ersten Abschnitt der Halbinsel sichtbar voranschreitet, hakt es noch bei den weiteren Plänen. Noch immer ist unklar, wie es mit dem letzten verbliebenen Altgebäude-Komplex am Kanal aus der Conti-Ära weitergeht. Über den Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes läuft weiter eine Auseinandersetzung zwischen Bauunternehmer Günter Papenburg und der Stadt Hannover.
Zukunft der Conti-Ruine weiter unklar
Papenburg, der die Gebäude gerne abreißen will, war mit seiner Klage in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Hannover gescheitert. Die benachbarten Altbauten waren bereits im vergangenen Jahr abgerissen worden. Einzig der 2017 renovierte Conti-Turm zeugt derzeit noch von der Geschichte des Geländes.
Jungesblut möchte für den zweiten Bauabschnitt gern in Planung gehen, wartet jedoch noch auf ein Signal der Stadt. Um kostengünstiger arbeiten zu können, möchte er dort dichter und höher bauen. Zudem wünscht er sich, dass der Bauabschnitt bis in die Spitze durchgeplant werde, damit der Baustellenverkehr nicht durch den zweiten Bauabschnitt geführt werden müsse.
Eine letzte, dritte Bauphase ist in den Augen von Bauleiter Matziol noch „Zukunftsmusik“. Denn er liegt nicht wirklich direkt auf dem alten Conti-Gelände. Auf der gegenüberliegenden Seite der Wunstorfer Straße befindet sich ein alter Parkplatz, der aber ebenfalls zum Bauprojekt zählt. Zu viele Fragen seien hier aber noch ungeklärt – unter anderen, wie die Wasserstadt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden wird.
Zu viele ungeklärte Fragen sieht auch die Bürgerinitiative (BI) Wasserstadt Limmer. Ohne Nahverkehrsplan, Sicherheit für die Altgebäude und ausreichende Beteiligung sollte aus ihrer Sicht ohnehin nicht weiter geplant werden. Es könne keinen weiteren Bebauungsplan geben, solange diese Eckpunkte nicht geklärt seien, heißt es in einem Papier der BI.
Von Sebastian Stein und Alina Stillahn
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