Bezirksrat Linden-Limmer wehrt sich gegen mehr Wohnungen in der Wasserstadt
Statt 1800 könnten nun möglicherweise bis zu 2200 Wohnungen in der Wasserstadt Limmer entstehen. Die Stadt Hannover verhandelt darüber mit Investoren. Der Bezirksrat Linden-Limmer sieht darin einen „Vertrauensbruch“ – und fordert Oberbürgermeister Belit Onay zum Handeln auf.23.
September 2021
Die Zahl der Wohnungen im Neubaugebiet Wasserstadt darf die bisher gesetzte Obergrenze von 1800 nicht überschreiten. Das hat der Bezirksrat Linden-Limmer in seiner Sitzung am Mittwochabend einstimmig gefordert. Das Gremium sprach sich dafür aus, dass die Stadt ihre Pläne nicht weiterverfolgen soll, nun bis zu 2200 Wohnungen zuzulassen. Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) persönlich solle dafür sorgen, dass die Überlegungen seines Baudezernenten Thomas Vielhaber (SPD) gestoppt werden, heißt es in dem von allen Fraktionen formulierten Antrag.
Wie berichtet, hatte Vielhaber drei Architektenbüros, die in einem Wettbewerb derzeit Grundzüge für die weitere Bebauung des Geländes entwickeln, kurz nach der Kommunalwahl überraschend gebeten, auch Varianten mit insgesamt 2200 Wohnungen zu erarbeiten. Der gültige Ratsbeschluss von 2015 sieht allerdings nicht mehr als 1800 Wohnungen vor. 550 davon entstehen im ersten Bauabschnitt, der bereits weit fortgeschritten ist.
„Der Vorstoß der Verwaltung ist unmöglich“, empörte sich SPD-Bezirksratsherr Eike Geffers. Es sei „völlig unverständlich“, warum die Stadt den vor Jahren mühsam ausgehandelten Kompromiss zur Bebauungsdichte plötzlich wieder infrage stelle. Der Bezirksrat wollte ohnehin nie mehr als 1000 bis 1200 Wohnungen auf dem gesamten Gelände. Ebenso wie die Bürgerinitiative (BI) Wasserstadt, die bei einer verdichteten Bebauung den Verlust des bisherigen Stadtteilcharakters und enorme Verkehrsprobleme im Quartier befürchtet. „Das ist ein eklatanter Vertrauensbruch seitens der Bauverwaltung“, sagte Thomas Berus von der BI im Bezirksrat. Vor der Sitzung hatte sein Mitstreiter Uwe Staade erklärt, man behalte sich „weitere Protestformen“ vor.
„Versprechen einhalten“
Der Baudezernent begründet seinen Vorstoß damit, dass Wasserstadt-Entwickler Günter Papenburg mit neuen Investoren zusammenarbeite – dem Vernehmen nach sind es ECE aus Hamburg und die Wohnkompagnie Nord der Bremer Zech-Gruppe. Diese wollen laut Stadt mehr Wohnraum schaffen, um wirtschaftlicher arbeiten zu können, und teilweise auch preiswertere Wohnungen anbieten.
Noch vor der Kommunalwahl hätten die Ratspolitiker versichert, dass es bei 1800 Wohnungen bleibe, betonte BI-Vertreter Berus im Bezirksrat. „Nun müssen sie ihre Wahlversprechen auch einhalten.“
Lars Kelich, SPD-Fraktionschef im Rat der Stadt, hatte sich in dieser Woche bereits offen dafür gezeigt, dass die Investoren ihre Pläne vorstellen – und zugleich betont, dass das Ratsvotum von 2015 weiter Gültigkeit habe. Daniel Gardemin, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat und zudem Bezirksratsherr, unterstützte auf HAZ-Anfrage die Argumentation der BI. In der Bezirksratssitzung am Mittwoch hielt er sich aber zurück und kommentierte das Thema nicht.
Dirk Machentanz von den Linken, der ebenfalls im Stadtrat und im Bezirksrat sitzt, erklärte in einer Pressemitteilung: „Wenn 400 Wohnungen zusätzlich entstehen, fordern wir, dass 50 Prozent dieser Wohnungen öffentlich gefördert sein sollen. Die Wohnungen müssen klein und bezahlbar sein.“
Bezahlbarer Wohnraum auch in innenstadtnahen Quartieren sei wichtig, betonte auch Wilfried Engelke, Chef der FDP-Fraktion im Stadtrat. „Dafür ist es durchaus sinnvoll, eventuell über eine geringfügige Aufstockung der Gebäudehöhe zu sprechen.“ Zugleich mahnte er ein Verkehrskonzept für die Wasserstadt an – und brachte erneut eine Anbindung durch eine Seilbahn ins Gespräch.
Von Juliane Kaune
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