Stadtbahnanbindung ist wohl endgültig vom Tisch
Keine Bahnstation an der Wasserstadt: Obwohl die Machbarkeitsstudie zu einer Verlegung der Linie 10 an die Wasserstadt Limmer noch nicht ganz abgeschlossen ist, hält die Region Hannover diese Option für „sehr unwahrscheinlich“.10.
November 2020
Eine Anbindung der Wasserstadt Limmer an die Stadtbahn wird es wohl endgültig nicht geben. Die neueste Machbarkeitsstudie zum Thema ist zwar noch nicht endgültig abgeschlossen. Conrad Vinken, Leiter des Fachbereichs Verkehr der Region Hannover, sagte aber bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer, dass die untersuchte Variante „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht möglich sein werde.
In der aktuellen Studie hatten sich Planer mit der Option befasst, die Trassenführung der Stadtbahnlinie 10 auf die Wunstorfer Straße zu verlegen und so eine Haltestelle direkt an der Einfahrt zur Wasserstadt zu ermöglichen. Dafür sei die Wunstorfer Straße aber schlicht zu eng und eine neue Trasse ohne Häuserabriss nicht möglich, sagte Vinken, der dem Werkstattgespräch der Bürgerinitiative per Video zugeschaltet war.
Der Streit um eine mögliche Stadtbahnanbindung des Neubaugebiets Wasserstadt, wo in den nächsten Jahren Wohnraum für 3500 Menschen entsteht, zieht sich schon Jahre hin. Bereits 2018 hatte die Region diverse Varianten untersuchen lassen und für unwirtschaftlich erklärt. Die Ablehnung der Region hatte im Stadtrat parteiübergreifend für Empörung gesorgt.
Vertreter der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer, die sich aktiv mit Vorschlägen und Ideen in die Planung des Verkehrskonzepts für das Neubaugebiet einbringt, äußerten sich enttäuscht über die Absage der Region. Sprecher Thomas Berus sprach von „großer Ernüchterung“. Der Abend habe gezeigt, dass sich in der Planung dringend etwas tun müsse. Auch die aufgezeigten Alternativen seien noch nicht ausgereift.
„Mexiko Stadt und Algier haben Seilbahnen. Warum nicht Hannover?“
Die von der Region nun wieder bevorzugte Alternative: Die Wasserstadt könnte über Busse an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden. Busse seien sehr spontan einsetzbar, man könne flexibler auf den Bedarf vor Ort reagieren, sagte Vinken. Die Linie 700, die bereits heute im 7,5-Minuten-Takt in unmittelbarer Nähe zur Wasserstadt verkehrt, soll Verstärkerbusse erhalten, und je nach Baufortschritt entsprechend tief ins Neubaugebiet hineinführen. Der genaue Plan müsse noch mit der Stadt Hannover beraten werden, so Vinken.
Außerdem versprach er, dass die Attraktivität des Nahverkehrs weiter erhöht werden solle. Denkbar sei demnach eine Sprint-H-Linie mit vollelektrischen Bussen. „Wir planen das für 2025 oder 2026“, sagte Vinken.
Auf Hinweise der knapp 30 anwesenden Bürgerinnen und Bürger, dass die Linie 700 bereits heute so überlastet sei, dass man regelmäßig gar nicht mehr zusteigen könne, reagierte Conrad Vinken überrascht. Das sei bisher nicht an die Region herangetragen worden. Aus dem Publikum kam außerdem die Anmerkung, dass die Busse aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens gerade in der Wunstorfer Straße in Zukunft wohl noch häufiger im Stau stehen und die Straße weiter belasten würden.
Auch eine andere Idee, die in der Vergangenheit bei Verkehrsplanung für die Wasserstadt diskutiert worden war, kam an diesem Abend wieder zur Sprache: die Seilbahn. Die Stadt hatte zu diesem Thema vor kurzem eine Expertenrunde ins Rathaus eingeladen. „Mexiko Stadt und Algier haben Seilbahnen. Warum nicht Hannover?“, fragte eine Bürgerin. „Wir beobachten das sehr gespannt“, sagte Vinken. Er persönlich könne sich aber nicht vorstellen, dass die Seilbahn in naher Zukunft eine Alternative sein könnte.
Im Anschluss an das Gespräch mit Conrad Vinken teilten sich die anwesenden Gäste in Arbeitsgruppen auf, um über weitere Vorschläge für ein neues Verkehrskonzepts zu beraten. Eine weniger teure Idee, die die Initiative nun weiter vorantreiben will: kleine Shuttlebusse, die Menschen auf Abruf autonom aus der Wasserstadt zur Stadtbahn bringen – ähnlich dem Konzept von Moia.
Von Yannick von Eisenhart Rothe
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