Erste Mieter ziehen in der Wasserstadt ein – Kita nimmt Betrieb auf
In der Wasserstadt in Limmer nimmt die Kita ihren Betrieb auf, auch die ersten Mieter ziehen nun ein. Ein Rundgang über das Gelände.27.
September 2021
Auf diesen Augenblick hat Hannover lange gewartet: Montagmittag erschallte erstmals Kinderlachen vom Freigelände der neuen Kita der Wasserstadt. Am 1. Oktober soll die Betreuungseinrichtung eröffnen. Bauunternehmer Günter Papenburg hatte mit Stadtbaurat Thomas Vielhaber zum Vorab-Rundgang durch das Neubaugebiet geladen – denn ab November ziehen dann auch die ersten Mieter ein.
Es ist ein kleiner Meilenstein für das Projekt: Papenburg ist seit 2002 damit beschäftigt, die aufgegebene und ursprünglich schwer vergiftete Industriebrache am Leineabstiegskanal in Limmer zu sanieren. Fast 20 Jahre sind das nun schon. „Es erinnert sich doch heute kaum noch jemand daran, wie das hier ausgesehen hat“, knurrt der brummige Unternehmer. „Hier stand ein Kohlekraftwerk, hier waren Altlasten vergraben – die Continental hat einen Trümmerhaufen hinterlassen“, sagt Papenburg.
Er ärgere sich über „das ständige Genörgel“, wie teuer die neuen Wohnungen seien. „Dabei wird immer vergessen, wie viel Geld und Arbeit hier drinstecken“, sagt Papenburg.
Freilich: An die 30 Millionen Euro öffentliche Sanierungsförderung sind auch geflossen. Aber dass der Bauunternehmer Papenburg dem Projekt auch über lange konjunkturelle Durststrecken die Stange gehalten hat, als andere Partner längst ausgestiegen waren, das bezweifelt niemand.
Jetzt also kehrt Leben ein in die Neubauhäuser der Wasserstadt. Papenburg, inzwischen Großvater von neun Enkeln („die haben alle Interesse, in den Betrieb einzusteigen, der erste ist schon Bauingenieur“), hat den künftigen Kita-Kindern Geschenke mitgebracht. Kleine gelbe Rutschautos in Form und Farbe seiner Baustellenfahrzeuge sind es.
„Ich hoffe, dass Ihr euch die Baustelle tagtäglich anschaut, dabei viel beobachtet und vielleicht selbst einmal Bauleiter einer solch tollen Baustelle werdet“, sagt Papenburg. Und es liegt etwas Warmes in der Stimme des Mannes, von dem Verhandlungspartner sagen, er sei sonst einer der härtesten Knochen Norddeutschlands.
Die Kita wird von der gemeinnützigen Gesellschaft Maschseekinder betrieben, die in Hannover mittlerweile 12 Einrichtungen mit 800 Kindern betreut. Geschäftsführer Denis Siewert schwärmt vom „großzügigen Raumangebot“ in dem Wasserstadt-Neubau.
Fünf Gruppen mit 75 Kita- und 30-Krippenplätzen umfasst das Angebot. Nach Angaben von Siewert sind die meisten Familien künftige Wasserstadt-Mieter, andere seien alteingesessene Limmeraner. Ein paar Dutzend Plätze sind noch frei.
„Etliche Wünsche eingelöst“
Es war tatsächlich eines der Versprechen von Stadt und Bauunternehmer, dass wichtige Infrastruktur-Projekte wie eben die Kita bereits fertig sind, bevor die ersten Bewohner einziehen – und nicht erst Monate später, wie es sonst oft in Neubaugebieten ist. Sonderplaner Hans-Heiner Schlesier betont, dass etliche solcher Wünsche aus der Bürgerbeteiligung eingelöst würden. Derzeit wird der Ausbau der nahen Grundschule auf Vierzügigkeit vorangetrieben. Der große Einkaufsmarkt allerdings lässt noch auf sich warten, genauso wie die Lösung der Verkehrsprobleme im Stadtteil.
Währenddessen wachsen die Wohnhäuser heran. Auf 12 von 14 Baufeldern des ersten Bauabschnitts wird gearbeitet. Insgesamt entstehen 550 Wohnungen, davon sind mehr als 20 Prozent der Mietwohnungen gefördert und damit preisgedämpft, wie Stadtbaurat Vielhaber unterstreicht. Mit der Wasserstadt werde „ein gut durchmischtes, lebendiges Quartier mit hoher Lebensqualität geschaffen“, verspricht Vielhaber.
Der zweite Bauabschnitt, der bald folgt, wird mehr als doppelt so groß. Derzeit läuft der städtebauliche Wettbewerb für die Grundkonzeption, die dann auch die Nutzung der Altbauten umfasst. Weil es aktuell mal wieder heftige Debatten um eine mögliche Ausweitung der Gesamtwohnungszahl von 1800 auf auf 2000 gibt, betonte Vielhaber, dass dies zunächst nur Überlegungen seien. Bevor irgendetwas beschlossen werde, stünden viele Diskussionsrunden bevor und am Ende wie immer ein Ratsbeschluss.
Es müsse aber möglich sein, nach etlichen Jahren die Eckpunkte solch eines Großprojekts noch einmal neu zu diskutieren, sagt er: „Alles entwickelt sich schließlich weiter.“
Beim Rundgang zeigt sich, wie gut es dem Viertel getan hat, dass über Jahre intensiv Bürgerbeteiligung betrieben wurde. Ursprünglich hätten die Häuser „wie die Zinnsoldaten in Reih und Glied“ stehen sollen, sagt Planer Schlesier. Jetzt sind sie versetzt und fallen auch mal aus den rechten Winkeln. Wohltuend aufgelockert ist das Quartier. Viele Häuser haben Wasserblick, einige sogar Balkone zum Wasser und zum großzügigen Uferpark, dessen Anlage jetzt startet.
Das hat seinen Preis. Die Kaltmieten der Papenburg-Häuser bewegen sich zwischen 12,50 und 15 Euro pro Quadratmeter für die nicht-geförderten Wohnungen. Ab kommender Woche beginnt Papenburgs Wasserstadt-Gesellschaft WLEG damit, auch die Eigentumswohnungen zu vermarkten, die im kommenden Jahr bezugsfertig werden.
An der Uferlinie, also in bester Lage, werden die Quadratmeterpreise sich zwischen etwa 5500 Euro im Erdgeschoss und rund 7900 Euro für die Penthouse-Etage bewegen, sagt Projektleiter Oliver Matziol.
„Es gibt ein Rieseninteresse an diesem Wohngebiet“, sagt Papenburg. Und gemeinsam mit Stadtbaurat Vielhaber verspricht er, dass man auch für den zweiten Bauabschnitt rings um den historischen Wasserturm gute Lösungen finden wolle. Neue Partner sollen dazu an Bord kommen, die Hamburger ECE und die Bremer Wohnkompanie. „Die haben in ganz Deutschland und darüber hinaus bewiesen, dass sie etwas von der Entwicklung neuer Wohngebiete verstehen“, schwärmt Papenburg: „Das wird eine tolle Sache, da können die Limmeraner sich freuen.“
Von Conrad von Meding
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