Viel Platz für Räder, wenig für Autos: So soll das Verkehrskonzept der Wasserstadt aussehen
So plant die Stadt in der Wasserstadt: 4,5 Fahrradstellplätze, aber nur 0,5 Parkplätze pro Wohnung. Der Impuls für eine deutlich umweltfreundlichere Mobilität steht also im Fokus – einigen Bürgern reicht das allerdings noch nicht, wie jetzt in einer Diskussion klar wurde.19.
Juli 2021
Viele Fahrräder, wenig Autos: So soll nach jetzigem Stand das Verkehrskonzept der Wasserstadt aussehen. Das wurde bei der zweiten Diskussionsrunde Mitte Juli deutlich. Dabei stellte die Stadt einen Entwurf vor, zu dem Bürgerinnen und Bürger seit der ersten Veranstaltung im Mai Vorschläge eingereicht hatten. Etwas mehr als 40 Interessierte beteiligten sich an der Diskussion.
Vor allem das Fahrradfahren soll nach bisherigem Planungsstand besonders berücksichtigt werden. Der Entwurf sieht pro Wohneinheit Platz für 4,5 Fahrräder vor – und zwar nicht bloße Bügel am Straßenrand, sondern vor allem überdachte Stellplätze. Die Radabstellmöglichkeiten sollen für alle leicht zugänglich sein, erklärte Fabienne Korte vom Ingenieursbüro SHP, die das Konzept vorstellte. Mindestens zehn Prozent der Unterstellmöglichkeiten seien für Räder mit erhöhtem Platzbedarf vorgesehen, etwa für Lastenräder.
Auch die Wege für Radfahrerinnen und Radfahrer sollen verbessert werden. So solle die Brücke an der Wasserkunst eine Rampe erhalten und eine neue Brücke über dem Stichkanal nach Ahlem geschaffen werden, schilderte Korte. Zudem sollen die Wege am Ufer des Stichkanals ausgebaut werden.
„Die Fuß- und Radwege sind chaotisch“
Einigen Beteiligten reichte das allerdings noch nicht. Klaus Kokemoor von der Bürgerinitiative Wasserstadt wies unter anderem darauf hin, dass an der Wunstorfer Straße Verbesserungsbedarf bestehe. „Dort sind die Fuß- und Radwege chaotisch“, sagte er. Dem pflichtete auch BI-Mitglied Uwe Staade bei. Zudem sei es schwierig, an der Wunstorfer Straße von der einen auf die andere Seite zu gelangen. Deshalb schlug er eine Überquerungszone zwischen Sackmannstraße und Tegtmeierstraße vor. Bezirksratsfrau Katharina-Sophia Gerking (SPD) regte gar an, den Autoverkehr gezielt über die Carlo-Schmid-Allee zu lenken, um die Wunstorfer Straße zu entlasten.
Zudem wies Gerking darauf hin, dass einige Routen überprüft werden müssten, etwa weil Zwei-Wege-Radwege an einigen Stellen abrupt endeten – ohne dass es eine Querungshilfe gebe. Um sich ein genaues Bild über die Radwege in Limmer zu verschaffen, einigten sich die Bürgerinitiative Limmer und die Vertreter der Stadt kurzerhand auf eine Ortsbegehung.
Im Gegensatz zum Fahrrad wird das Auto in der Wasserstadt wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen. Etwa 0,5 Stellplätze pro Wohneinheit soll es geben. Das ist knapp unter Wert von 0,6, den die Stellplatzsatzung vorsieht. Ziel sei es, den im Stadtteil üblichen Autoanteil zu halten, statt diesen zu erhöhen, erklärte Stadtplaner Hans-Heiner Schlesier. Mehrere Quartiersgaragen sollen Platz für die Fahrzeuge bieten und damit Raum auf den Straßen schaffen.
Ziel ist es offenbar auch, dass insbesondere Gäste andere Verkehrsmittel als das Auto wählen. „In der Wasserstadt soll es keine Parkplätze für Badegäste geben“, sagte Schlesier. Die Sorgen des Kanuvereins Limmer, dass auch die Mitglieder keine Parkmöglichkeit mehr hätten, räumte der Stadtplaner hingegen aus dem Weg. Für Vereinsmitglieder werde es Parkplätze in der Wasserstadt geben.
„Manche Vorschläge sind heute noch nicht vorstellbar, aber vielleicht später“, sagte Stadtbaurat Thomas Vielhaber im Hinblick darauf, dass etwa ein Stadtbahnanschluss heute noch nicht in Sicht ist. Und auch wie die auf der Diskussionsrunde präsentierten Ideen letztlich umgesetzt werden, wird sich erst noch zeigen. Seit Anfang Juli läuft ein städtebauliches und freiraumplanerisches Gutachterverfahren, in dem mehrere Teams unter Berücksichtigung des Verkehrskonzepts Vorschläge für den nächsten Bauabschnitt der Wasserstadt erarbeiten. Deadline ist am 29. November. Dann wird eine Jury sich für einen den Vorschläge entscheiden.
Von Thea Schmidt
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